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Bericht vom Vortrag von Winfried Wolf zur Wirtschaftskrise

Ca. 40 Menschen fanden sich am Dienstag 26.05. auf Einladung von attac-Bielefeld ein, um die Thesen des Autors Dr. Winfried Wolf zu Wirtschaftskrise zu hören. Wolf hatte bereits 1977 seine erste kapitalismuskritisches Buch veröffentlicht, damals zusammen mit dem bekannten belgischen Marxisten Ernest Mandel, als dessen politischer Schüler Winfried Wolf sich bezeichnet.

1988 haben Wolf und Mandel dann in einem weiteren Buch - Cash, Crash & Crisis – Profitboom, Börsenkrach und Wirtschaftskrise – ein tiefgehende Krise der kapitalistischen Wirtschaftsweise vorausgesagt, die dann nicht eingetreten ist, u.a. aufgrund des Falls des „Eisernen Vorhangs“, der neue Verwertungsmöglichkeiten für das Kapital mit sich brachte.

Die aktuelle Krise sieht Wolf als eine sehr tiefgehende, wie sie periodisch alle ca. 70 auftrete, vergleichbar mit der von Marx beschriebenen und bejubelten Krise 1859 oder mit der Depression ab 1873. Winfried Wolf unterteilt die heutige Krise in 7 Teilkrisen, die zu einer tiefen Gesellschaftskrise zusammenfließen. Mit der Anzahl 7 erhebe er dabei jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit

Im Zentrum stehen für Wolf die Krise der materiellen Produktion (1) und die Krise in den zwei Schlüsselindustrien Auto- und IT-Branche (2). Die soziale Krise (3) mit der extrem ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung beschleunigte schließlich die Finanzkrise (4), die mit der de facto-Pleite des gesamten weltweiten Finanzsektors eine neue Dimension in der Geschichte des Kapitalismus darstellt. Die ″Hegemonie-Krise″ - oder auch die Dollar-Krise (5) – erinnere an vorausgegangene historische Krisen, die zur Ablösung der niederländischen bzw. der britischen Hegemonie im weltweiten Kapitalismus führten. Die Globalisierung der letzten zwei Jahrzehnte trug des weiteren maßgeblich dazu bei, dass wir zugleich eine Nord-Süd- und eine Hungerkrise (6) erleben. Schließlich - nicht zuletzt und noch nie dagewesen - ist die Umwelt- und Klimakrise (7): Die Endlichkeit der stofflichen Grundlagen der kapitalistischen Produktionsweise sei erstmals in der Geschichte menschlicher Produktion ein maßgeblicher – und möglicherweise entscheidender – Krisenfaktor.

Für Winfried Wolf gibt es nur eine überzeugende Antwort auf die neue historische Krise des Kapitalismus: die Durchsetzung einer neuen Gesellschaftsordnung, in der der Mensch, die Umwelt und das Klima und nicht das Kapital, die Ausbeutung und der Profit im Mittelpunkt stehen.

Er schlägt 5 Schritte vor, die in diese Richtung zeigen:


  1. „Kontrolle für Knete“ - Wenn der Staat Unternehmen oder Banken unter die Arme greift hat er auch zu entsprechenden Anteilen die Kontrolle über das Unternehmen zu übernehmen.

  2. Rückführung und Dezentralisierung des aufgeblähten Finanzsektors

  3. Rückverteilung von Steuern – diesmal von oben nach unten

  4. Erhöhung von Sozialleistungen und Arbeitszeitverkürzungbei vollem Lohnausgleich

  5. Ein Konjunkturprogramm in den Bereichen Kinder, Kultur, Klima


Diese Forderungen seien keine „Oktoberrevolution“ und durchaus im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft zu verwirklichen. Auf die Frage aus dem Publikum, was wir denn tun können, sagte Wolf: „Aufklären, aufklären, aufklären“. (fs)


In der aktuellen Lunapark gibt es dazu einen Artikel von W. Wolf. Die suchen im übrigen noch Abonnenten, damit die Zeitschrift überleben kann:

 

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